Online Exclusive

10.17.99
HIGH PRESSURE/film shoots
Kathrin Rögala
Translated by W. Martin
1. märkischer sand

, grün angerissene wiesen daneben, die hier als beispiel für figuren dienen sollen, die landschaft aber weiß von nichts, doch kurz angesprochen, wird sie schon rasch nachgeben. wie immer der horizont zuerst

ganz auf sparflamme der rest der gegend, nur das grinsen der bäume hier hält unverhältnismäßig lange an, und auch die flugzeuge darüber, wie sie die luft zerteilen in gut und böse, penible zeitzeugen, die im grunde nichts als ihre ruhe haben wollen, die im grunde nichts ändern an der tatsache

auch sind die büsche hier keine idioten, sie bleiben, wo sie sind, und doch rücken sie in gefährliche nähe zur luftlinie, wo es aber ums weiterkommen geht, besteht kein grund zum zögern, besteht kein grund—auch sind die büsche keine idioten und zögern nicht, das alles zu unterschreiben, man kann ihnen ja nichts so leicht nachsagen, aber—

der horizont war wohl zu verwickelt fürs geschehen, so hat man ihn gleich aus dem verkehr gezogen, auch das wetter wurde hochkant rausgeworfen, und bald folgt noch der ganze himmel nach—von freier fläche aber ist nicht viel zu spüren, alleine die luft fährt jeden augenblick fort, alleine die luft

und mischt sicher bald die sonne wieder mit, noch immer ist sie uns um längen voraus, doch selbst wir sind aus dem klebstoffalter längst heraußen, der einstieg in die nahrungskette fiel ja nicht weiter ins gewicht, trotzdem ist er mitzuzählen.
1. brandenburg sand

, and off the mark meadows tipped in green, which should serve as a pattern here for figures, but the landscape doesn’t know anything, just talk to it, though, and it’ll give in at once. as always, first the horizon

the rest of the region turned down to low flame, only the grinning of trees here goes on incomparatively long, and even the airplanes overhead, how they divide the air in good and evil, painstaking eyewitnesses who in ground just want to be left alone, who in ground won’t change anything

the bushes around here aren’t idiots either, they stay right where they are, and still they move dangerously close to a line of flight, but where making headway is concerned, there is no ground for hesitating, there’s no ground—the bushes aren’t idiots either and don’t hesitate to approve of all that, it’s hard to say anything against them, but—

the horizon was no doubt too caught up to happen, so they pulled it right out of service, they even chucked the weather out, and the whole of the sky soon will follow—there’s little to be felt of an open surface, only the air drives away with each moment, only the air

and no doubt the sun will interfere again soon, it’s still far at lengths ahead of us, but even we’re long past adhesive age, the entry into the food chain didn’t get very far beneath the surface, but it still needs to be counted in



 
2. niederschöneweide

ja, der weg zum begossenen pudel ist heutzutage nicht mehr weit, er wird auch immer durchgehalten im dichter werdenden verkehr gegen 17 uhr sind die wohnungen selbst hier nicht von der hand zu weisen, doch tut man nichts anderes—

da gilt es, die häuserzeilen schneller zu stellen, denn aus häusern werden schließlich menschen und aus menschen das vorübergehen, doch ist hier kein richtungswechsel hinsichtlich der häuser möglich, die sind in ihren fenstern nicht verschwunden, eher schon im lauf der zeit—

ist der nachmittag kein rechtes zugpferd mehr, ist eben auf sand gesetzt, die landschaft, bricht nicht gerade in bestzeiten auf, ist eben auf sand gesetzt, sagt man, selbst botenstoffe bleiben stehen in der luft geht nichts weiter, was die übertragungsrate betrifft, sagt man: plattenbau, wo sonst nichts wächst.

dabei ist hier längst westen, und bushaltestelle um bushaltestelle der privatblick der menschen geht auf nummer sicher, im prinzip die ganze laufkundschaft, die die gegend hergibt, oder doch osten, wo sich so manches zweiteilt, wo im kreuzworträtsel steckenbleibt der rest—

jedenfalls materialermüdung durch und durch, überall bleibt etwas kleben, hörreste, sehreste, man man muß eben zusehen, daß man weiterkommt, man muß zusehen, daß man fortfährt,

denn jetzt ist glatt eine fensterscheibe zerbrochen wie ein mensch, und wird stolpern drüber das gras in jahreszeiten, der rest der pflanzen aber hat alle hände voll zu tun, oder wird man wieder beobachten können wie gänseblümchen aus der haut fahren, oder wird man
2. niederschöneweide

it’s true, these days it doesn’t take long to get to the loss of face, he’ll just keep plugging away in the ever-thickening traffic at five o’clock you can’t even write off the apartments here, but that’s all anyone ever does—

so it’s worth it to fasten the house-lines faster, because people come from houses and from people comes their passing-by, but to change direction is impossible in view of the houses, they haven’t disappeared in their windows, more like in the course of time—

the afternoon’s no draught-horse anymore, run right into the ground, the landscape, not starting up in the best of times either, run right into the ground, they say, even message stuffs stay stuck in mid-air it can’t go on, as far as the rate of transmission goes, they say: prefab, where nothing else grows.

and it’s already long been the west around here, and bus-stop by bus-stop the private gazes of people are watching their step, in principle, the entire passing trade this place hands over, or the east after all, where so much breaks in two, and where the rest stays hidden in the crossword puzzle—

in any case, material exhaustion through and through, everywhere something stays stuck, hearing-remnants, sight-remnants, one simply must see to getting ahead, one must see to driving on,

for now a windowpane got broken flat out like a man and the grass’ll stumble in seasons over it, but the rest of the plants have their hands full to the brim, or one’ll be able to watch again how the daisies drive out of their skin, or one’ll be



 
3. AEG: schnellerstraße—adlergestell

, nur einen steinwurf davon entfernt schon das kaufhaus zögert nicht, einen schritt weiterzugehen, kleine gesten auch von seiten des parkhauses, das macht stufenlos liebe mit der welt und läßt nichts übrig für den rest der gegend, “doch man ist ja kein sportplatz, der still stehen bleibt, wenn es nottut.”
“aus nichts kommt aber nichts”, nur der himmel im blindflug, und wie 1 schlaftablette verhält sich der mensch zur landschaft, das hat man schon oft feststellen können: für die talfahrt der gegend verantwortlich, ist von dieser seite nichts zu erhoffen, da wäre so mancher zebrastreifen beim namen zu nennen!
doch so leicht rutscht die sonne schon nicht aus, nein, nein, nur der lange samstag fickt sich ins knie, telefonzellen nehmen dabei langsam aber sicher überhand, auch nichts zu machen gegen die glasscheiben, die setzen an, wo sie nur können, sie setzen durch

ja, glasscheiben setzen langsam flächen durch, und schon haben sie es beisammen, das schlüsselkind, das die straße hochgeht in erwartung von fotografie und verbrechen. es hält das hier für eine anstalt, die man überwinden kann mit hocherhobenen händen kommt es jetzt wieder heraus aus dem gebäude, doch noch immer niemand da, der sich einmischt, im gegenteil: vor ihm die straße: kinder spielen eisenbahn, kann es sonst immer sehen, kinder spielen atombombe, sieht es dann, kinder spielen minutendickes schweigen, doch heute alles nicht. so wird es eben wieder zum zwerg, wie oft muß man den falten, um auf den punkt zu kommen, wie oft kann man den zweiteilen, bis nichts mehr geht, bis nichts mehr herauskommt—

doch ganz kapsel ist der mensch, nicht eingerichtet für die durchfahrt, nicht eingerichtet für zusammenfallen auf einen fleck, mehr so zur ständigen ausdehnung berufen, bleibt also nur noch die fallrichtung: von unten fällt man beispielsweise nicht, man spaltet sich, pflanzen schießen durch einen durch (homo clausus), von oben kommt der himmel auf einen zu, schon wächst er zusammen, es bleiben kaum noch löcher zum atmen, kaum schlupflöcher,

bemerkt es, duckt sich,
schießt durch

doch auch mit luftlinien ist nicht viel auszurichten, stellt es fest, starrt dann entgeistert auf die uhr und entnimmt ihr die zeit, genauso machen es die glasscheiben und fallen um, rohes fleisch im kopf haben die kinder, nichts anderes mehr, aber was lebt, trägt eben dick auf, und danach? bleibt ein rest vervielfachung?
man geht aber anderen fragen nach, die frage nach (luft in verkehrsampeln, bleibt luft, dicke luft?)
3. AEG: schnellerstraße—adlergestell

, just a stone’s throw away even the department store won’t hesitate to go one more step, small gestures from the parking garage, too, that makes unmeasured love to the world and leaves nothing over for the rest of the neighborhood, “but after all we’re not athletic fields, to stay put when need be.”
“but nothing comes from nothing,” only the sky in blind flight, and man acts toward the landscape like 1 sleeping tablet, that could have been figured out so many times before: as responsible for the region’s toboggan-run down, nothing is expected from this side, for then how many a zebra’s stripe could be called for what it is! but the sun doesn’t slide out that easily, oh no, only the all-day saturday fucks itself in the knee, but then the telephone booths slowly but surely’ll get out of hand, and there’s nothing to be done against the glass panes either, they start up wherever possible, push through

it’s true, the glass panes push through entire areas, and already they’re pulling themselves together, as a latchkey kid on its way up the street in hopes of crime and photography. it thinks of this as an institution that can be overcome with hands held high it comes out again out of the building, but still there’s no one there to interfere, on the contrary: in front of it the street: the children play at railway, it can see this any day, the children play at atom bomb, it sees it then, the children play at silence minute-thick, but not today, not today.
and so it changes back into a dwarf, to be folded how many times before getting to the point, to be broken in two how often before it just can’t go on like this, before no more comes out—

but the capsule makes the man, unequipped for the passage through, unequipped to collapse on a spot, more like assigned to constant extension, so only the fall’s direction is left: from underneath for instance one doesn’t fall at all, one splits apart, plants shoot right through you (homo clausus), from overhead the sky comes at you, already it’s growing together, there’s hardly any holes for breathing through, creeping out of,

notices it, ducks down
shoots through

but even on lines of flight not much can be passed on, it figures, it looks dumbfounded at the clock and gleans the time, just like the glass panes do and fall over, the children have raw meat in their heads and nothing else anymore, but what’s alive lays it on thick, and then what? remains of multiplication?
but there are other questions for going after, the question after (the air in traffic lights, remains air, thick air?)



 
4. plänterwald—dammweg

danach direkttiere von links nach rechts tauchen auf, gehen rasch vorüber, das ist die dämmerung, hustling around, “das sind wir”—“aber nein!”
“ja, ja, immer hübsch auf die seite gedrängt.”—“psssssssst!” schwillt alles an, geht vorüber
und wie einem das gesicht wird zum gewicht und die mitte sieht man nicht: “die mitte trifft man nie bei den tieren, das geht immer daneben” peinliche stille kann unter ihnen jedenfalls nicht so schnell entstehen, sie stehen nicht so herum, sie gehen immer weiter, sie sind angestellt bei sich selbst. “nur bei uns braucht das training”

und nachher: bleibt es dabei, optisch wie immer, privatgrün, stellenweise garageneinfahrten, nicht nachzuahmen, vatertag! und wir: gelber blühen, das muß doch zu schaffen sein. “schnell, bevor der regen?”—“aber hallo!” selber blühen: tiere im teppich gesehen, musterbeispiele. mikrokosmos, “sternhagelvoll.”—“muß doch zu schaffen sein.”

und schon wird alles übrige zur nächstenähe, verletzt die übersicht, aber gibt anlaß zur hoffnung, schließlich fühlt man sich im taschenrechner nicht gerade zuhause, so lebt jeder in seinem tier, nicht schwindelfrei ist man dabei. eine bodenlänge hat aber schnell alles erreicht, schlußendlich die sonne, sickert durch in kleinen schüben,
und wie immer der horizont
hat zwei seiten, schleift sich zuletzt ein, “na also”, hat durchschlagende wirkung gehabt, “na also.”
4. plänterwald—embankment path

afterwards instant animals surface left and right, move quickly across, that’s twilight, hustling around, “that’s us”—“no!”
“oh yes, always so nicely pushed off to the side.”—“psssssst!” everything swells up, moves across and how someone’s face gets changed into weight and the middle’s invisible: “in animals, it’s always impossible to locate the middle, it’s never all there” the embarrassing silence never comes about so quickly with them, they never come out and just stand there, they always keep going, they’re in their own employ. “with us, though, we need training”

and later on: it’s all there, optical as ever, a private green, scattered garage ramps, inimitable, father’s day! and us: yellower blooming, it has to be doable. “quick, before the rain?”—“hey, you there!” blooming on one’s own: animals seen in the carpet, pattern examples. microcosmos, “spaced out.”—“it has to be doable.”

and already all the rest turns into nearestness, it breaks the overview, but gives reason to hope, but in the end one doesn’t exactly feel at home in the pocket calculator, so everyone lives inside his animal, which doesn’t exactly get rid of the vertigo. but quickly a floor-length arrived at everything, and ultimately the sun, seeps through in short thrusts,
                              and as always the horizon
has two sides, cuts one in itself in the end, “told you so,” had a penetrating effect, “told you so.”



 
5. resterampe

hat jetzt das wohnzimmer drastisch zugenommen wie nichts sonst in diesen tagen nimmt alles vorhangstellung ein, dazu kaffee gereicht, als ob er noch stürmen könnte, “total in sich verdrehte wellensittiche schon gesehen, blutjunge!”
doch niemand will was wissen, aber das ist die dicke luft, an die hält man sich seit geraumer zeit, arbeitsam nennt man das hier: doch was man tagaus tagein für einen bürotisch gehalten, stellte sich nachher als keiner heraus, auch jetzt hat sie wieder einmal das kleingedruckte vor augen: wie hat man das bloß übersehen können?

plötzlich kaltgestellt in einer gegenwart bleibt auch er eine weile sitzen mit so einem radiogedanke aus dem nebenzimmer: “niemand steckt in seinem taschentuch auf dauer, niemand geht so leicht beim zähneputzen verloren”—“bei mir kommt auch ganz schön viel raus, was knochenarbeit betrifft”, flüstert er die antwort, denn eine kontonummer geht nie gut aus hierzulande, wurde er eben informiert.

nur das abenteuer forschung hält den daumen raus, will weiterfahren, will weiter. das sind hier die kinder am klo: wippen mit, wippen bei allem mit, was ihnen nahekommt. aber noch immer kein hochgebirge in sicht, “das machen wir schon”, glatzen auf den augen entstehen schnell, nur nicht hudeln, sagt er, immer schön langsam—

im grunde aber hat sich das hochdruckgebiet längst verschoben, hat sich verschoben das bundesgebiet ist jetzt wieder frei, wird behauptet, ist jetzt mit allem zu rechnen in der größenordnung einer himmelsrichtung, “darunter fangen wir nicht an!”
5. remnant ramp

when the living room’s put on weight now like nothing else these days everything takes up curtain room, with coffee served as well, as if it still could thunder, “the twisted budgerigars already noted, small fry!”
no one wants to know a thing about it though, but that’s thick air, which people have been reining themselves in on for ages, industrious is what it’s called here: but what was considered day-in day-out an office desk, revealed itself later as something else entirely, and even now she’s reading the fine print again: how could i have missed it?

suddenly shelved in a present, even he stays seated a while with some kind of radio-thought coming out of the next room: “no one hides in his handkerchief forever, no one can get lost that easily just brushing his teeth”—“with me there’s a lot coming out that has to do with back-breaking,” he whispers the answer, since an account number never runs out well here in the province, he was just informed.

only the adventure of research holds its thumb out, it wants to keep moving on, wants to move on. these here are the children on the john: wobbling along, wobbling along with everything that comes close to them. but still not a mountain range in sight, “we already got it covered,” bald patches sprout up quickly on the eyes, don’t be in such a hurry, he says, take it easy—

but in ground the high pressure region shifted long ago, it shifted long ago the federal territory is once again free, they say, is all in all to be reckoned with now in a compass point’s order of magnitude, “below which we won’t even start!”